… was war das für eine Wohltat bei dem depressionsgrauen Schmuddelwetter in Deutschland. Und da mich Vulkaninseln anziehen wie die Motten das Licht, stand in diesem Winter LANZAROTE auf dem Plan. Den Atlantik dort nennt man im Volksmund die Badewanne Europas. Das hört sich vielversprechend an. In gerade Mal vier Stunden sind die Kanarischen Inseln der schnellste und billigste Weg in die Sonne. Allerdings war das Wetter im Januar schon ein bisschen rau – aber die Sonne war jeden Tag mehrere Stunden zu sehen.
Vulkaninseln sind etwas ganz besonderes. Ich hätte das früher nie für möglich gehalten, war überzeugt, dass mir das Grün der Bäume und die Fülle der Natur fehlen würden. Und jetzt – nach zwei Wochen LANZAROTE habe ich mich doch tatsächlich in diese Insel verliebt. Grund ist allerdings nicht nur der Vulkanismus und die grandiose Landschaft in ihrer farbenreichen Schwärze mit den weißen Häuschen. NEIN! Grund ist vor allem der Insel-Künstler César Manrique. Ihm hat die Insel zu verdanken, dass sie so ist wie sie ist. Er hat nicht nur viele Kunst-, oder besser Kultstätten, geschaffen, sondern auch dafür gesorgt, dass für die Insel umweltverträgliche Lösungen gefunden wurden, um dem unausweichlichen Massentourismus und den Bedürfnissen der Menschen, die dort leben, gerecht zu werden.
Überall sind seine Spuren zu finden – an Straßenkreuzungen mit Windspielen – das größte steht an einer Kreuzung in Tahiche, einem Vorort der Hauptstadt Arrecife. Dort kam der Künstler mitten in seiner Schaffenskraft unter mysteriösen Umständen bei einem Verkehrsunfall im Jahr 1992 ums Leben. Er war ein streitbarer Geist, der seiner Zeit voraus war.
Ich glaube, dass wir Zeugen eines historischen Moments sind, an dem die große Gefahr für die Umwelt so stark ist, dass wir eine neue Verantwortung mit Respekt für die Zukunft begreifen müssen.
Der Stiermann César Manrique, mit Sonne und Mars in Konjunktion, erschuf aus Lanzarote ein Gesamtkunstwerk von intensivster Schönheit. Mein erstes Erlebnis mit ihm war im Norden – dort starteten wir unsere Reise in einer kleinen Pension in Orzola. Mit einem kleinen, schwarzen Fiat fuhren wir zum Aussichtspunkt „Mirador del Rio“ mit Blick auf die zauberhafte Nachbarinsel „La Graciosa“. Was ich dort sah, das nahm mir fast den Atem – vielleicht auch, weil es mich so unvorbereitet traf. Ich dachte, okay – wir schauen uns mal die Insel von oben an. So wie man Karlsruhe vom Turmberg aus sieht … (Sehr schade, dass beim Umbau der Turmbergterrasse kein deutscher Manrique zur Stelle war!) Was einen aber dort erwartet, das ist einfach unbeschreiblich, und man muss es erlebt haben!
Übrigens: Ein Ausflug oder ein zwei- bis dreitägiger Aufenthalt auf La Graciosa sollte man sich bei einem Besuch auf Lanzarote auf keinen Fall entgehen lassen. Der Tagesausflug auf die Insel, die als einzige Insel in Europa keine asphaltierten Straßen hat, und die einen ganz besonderen Charme bietet, war mir viel zu kurz.
Aber nochmal zurück zu Manrique. Er beeinflusste die Inselarchitektur von Lanzarote, baute auch einige Hotels und Restaurants, die sich harmonisch einfügen in die bizarre Natur. Acht Tage verbrachten wir in einer Ferienwohnung in Punta Mujeres – ein idealer, wenig touristischer Ausgangspunkt, der sich anbietet für Exkursionen zu den Meisterwerken Manriques. Wahlweise habe ich diese aus dem reichen Schatz herausgegriffen:
Jardin de Cactus (sein letztes Werk)
Jameos del Agua
Foundation César Manrique
Die letzten fünf Tage erlebten wir in einem sehr schönen Hotel im Süden der Insel an der Playa Blanca. Das Hotel „THe Mirador Papagajo“ verwöhnte uns ganz besonders mit einem traumhaften Appartement und einem Blick auf die Papageienstrände. Das Essen war lecker, der Service freundlich, der Pool herrlich mit Blick aufs Meer – ein idealer Platz, um die Seele baumeln zu lassen. Doch einen letzten Ausflug musste ich von dort aus noch unternehmen: Den Naturschutzpark Timanfaya wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Ein imposantes Erlebnis, das mich auch sehr nachdenklich stimmte, angesichts des Leids, das Vulkanausbrüche verursachen. Im Jahr 1730 begruben Vulkane mehrere Dörfer unter sich. Sechs Jahre lang wütete das Feuer und 1200 Menschen starben. Mittendrin – ganz unscheinbar von weitem – baute Manrique das Hotel „El Diablo“. Von dort aus werden die Menschenmassen mit Bussen auf schmalen Hohlwegen durch die erstarrten Lavafelder kutschiert – untermalt mit eindrucksvoller Musik. Mir ging’s ganz tief unter die Haut und Tränen flossen.
Die letzten Tage im Hotel waren kurzweilig. Morgens Yoga und in Richtung Playa Blanca gibt es herrliche Cafés und Restaurants. Zu den Papageienstränden musste ein kleiner Berg überwunden werden, aber die Wanderung wurde entlohnt mit dem herrlichsten Sandstrand, einem vollmundigen Wein direkt von einem lanzarotischen Winzer, der dort in seinem VW-Bus seinen Rebensaft kredenzte, und einem traumhaften Sonnenuntergang. Was ich ganz sicher weiß: Auf Lanzarote war ich nicht zum letzten Mal!
Reisen ist einfach herrlich. Meine Reiseblogs werden jetzt auch gepostet von Travel-College. Dort arbeite ich seit Januar als Studienbetreuerin. Ich freue mich auf meine neue Aufgabe und auf die Studierenden, die ich bei ihrer Ausbildung begleiten darf. Schaut doch mal vorbei: www.travel-college.de.
Kommt noch gut durch den Winter und vielleicht konnte ich euch ein klein bisschen Sonne ins Herz zaubern? Das würde mich freuen, eure Denara