L i c h t b l i t z e r

Monat: Januar 2017

Beautiful Kaua’i

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Gerade sitze ich ganz beseelt von dem Gesang der Insel, vom Licht und der unermesslichen Schönheit der Natur im Flugzeug nach Deutschland und kann es noch nicht fassen, was mit mir in den letzten Wochen geschehen ist. Fast hätte ich noch den Flieger verpasst! Ich saß in einer netten Lounge im Flughafen in Seattle, die Sonne im Visier und den Blick auf schneebedeckte Berge, als ich bemerkte, dass die Uhrzeit auf dem IPAD nicht identisch war mit der auf meiner Armbanduhr. Erst dachte ich, meine Uhr sei stehen geblieben, aber NEIN – Zeitverschiebung! So war meine Aufenthaltsdauer in Seattle nicht acht, sondern nur sechs Stunden. Ich wäre gerne noch ein paar Stündchen geblieben. Seattle fühlt sich gut an.

Mir ist so, als ob ich schwebe (ja klar – ich sitze im Flugzeug!). Aber vielleicht liegt es auch daran, weil ich durch die Zeit, die ich viel mit mir alleine war, ohne Fernseher und nur ab und zu im Internet, nun merke, wie sehr ich aus der Welt, wie ich sie kannte, herausgefallen bin. Vielleicht auch angeregt durch die Lektüre, die ich gerade lese. Ich fühle mich sprachlos und erlebe das als so heilsam. Wie schön, dass neben mir im Flugzeug eine sehr nette Ukrainerin sitzt, die kein Wort deutsch oder englisch kann. So kann ich noch in aller Ruhe mich innerlich verabschieden. Beautiful Kauai …

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Ich bin dem Aloha-Spirit verfallen und ich bin schon sehr gespannt, ob mir all meine Spirits zur Seite stehen, um lange – oder am besten mein Leben lang – in dieser Energie zu bleiben. Sie werden viel zu tun haben, meine Spirits, aber viel gefordert waren sie auch auf der Reise. Einige Male kam ich in brenzlige Situationen, wäre fast gestürzt, fast verunglückt mit dem Auto. Ich war weit draußen alleine im tiefen Meer schwimmen, nachdem mich ein Wal gelockt hat. Ein Hammerhai wurde gesichtet, als ich eines morgens fast alleine beim Schnorcheln war. Und einiges habe ich verschusselt, liegen gelassen – aber alles kam wieder zurück. Ich fühlte mich so gut beschützt. MAHALO, Danke! Außer meiner Sonnenbrille, die blieb irgendwo liegen und ich habe sie trotz intensivem Bemühen nicht mehr gefunden. Aber da bin ich mir sicher, dass ich sie auch nicht mehr brauche. Schon so oft habe ich Sonnenbrillen verloren! Meine Augen können gut mit der Sonne umgehen – also werde ich mir keine mehr zulegen. Ich kam ohne wunderbar klar.

Wenn ich an die angekündigten Schneestürme in Deutschland denke, die mich gleich erwarten und an die Anspannungen in den Menschen, dann wird mir schon ein bisschen mulmig. Dennoch freue ich mich auch auf die Schönheit des Turmbergs, die Kuscheligkeit meiner Wohnung und meines Bettes, ich freue mich auf mein Lieblingsstädtchen Baden-Baden, wenn jetzt sicher alles so aussieht, als wäre es verzuckert. Und natürlich freue ich mich sehr auf meine Familie, meine Freundinnen und Freunde. Mit vielen war ich vom anderen Ende der Welt in Kontakt, habe immer mal wieder eine Nachricht erhalten, auch mal Sprachnachrichten und mich gefreut, wenn mir danach war, eine vertraute Stimme und liebevolle Worte zu hören. Das ist der Segen des Internets. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mir geht, wenn ich wieder daheim bin und ob ich mich dort – in der Baustellenstadt Karlsruhe – noch zu Hause fühle.

Mein Körper ist jetzt bald in Germany, meine Seele wird sicher noch eine Weile auf Hawai’i verweilen – wie schön das ist, wenn wir so auf dem Planeten tanzen können.

Das, was wir in den Medien zur Zeit erleben, das nenne ich „Umweltverschmutzung“ und es macht mich oft fassungslos. Aber wie außen, so innen … der Segen der Zivilisation, mit dem wir bedacht sind und der uns glauben macht, die höchst entwickelte Spezies zu sein, führt sich immer mehr ad absurdum.

Leider wurde in unserer Zeit der Rationalität, Ökonomik und Produktivität die Intuition völlig verdrängt. Das Spüren dessen, was immer ist und immer war, all die subtilen und unterschwelligen Prozesse, sie werden mehr und mehr verbannt, haben in unserer neuzeitlichen Welt des vermeintlichen Fortschritts keinen Platz, werden oft abgetan als Gefühlsduselei. Sich damit bewusst auseinander zu setzen, dafür fehlt in unserer schnelllebigen Zeit die Zeit.  Was uns dadurch verloren geht und wie sehr wir immer mehr gleich geschaltet werden – was ist richtig, was ist falsch, wer ist der Gute und gerade ist Trump ja der Mega-Bösewicht. Ein Feindbild zu schaffen, das schafft Fronten – wird scheinbar gebraucht – und wird nicht gut enden. Politiker sind alle Marionetten, die uns etwas vorspielen, die Fäden ziehen ganz andere. Was dient wirklich dem Fortschritt und dem „Wachstum“, der den immer größeren Teil der Menschheit immer mehr verarmen lässt. Dahin sollten wir doch mal genauer fühlen. Denn nicht immer ist das, was wir als vermeintlich gut erachten, wirklich das Richtige. Oft wissen wir das erst Jahre später und selbst dann wird Geschichte verfälscht (Durch das Lesen des Buchs über die Geheimbünde hat sich für mich eine völlig neue Sicht  offenbart).

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Beautiful Kaua’i … das Lied singt immer in meinem Kopf und Tränen laufen mir gerade herunter, aber nicht, weil ich traurig bin (vielleicht darüber, dass die Welt sich gerade so schwer tut mit sich), aber ich bin auch so glücklich, dass ich die Heiligen Inseln Hawai’i nun immer in mir trage. Mahalo.

P. S. Ich habe immer noch drei Stunden Flugzeit – wie toll ist das denn! Gerade fliegen wir über Reykjavik – mein nächstes Traumziel, wenn dort die Sonne nicht untergeht. Und jetzt habe ich noch ein bisschen Muse für meine Gedanken in der Schwerelosigkeit. Beautiful Kaua’i  (Den Song, den ich im Kopf habe, den findet ihr im Internet)

P.P.S. Jetzt bin ich wieder zu Hause. Frankfurt und Karlsruhe, beide Städte haben mich mit Sonnenschein empfangen und nicht mit dem angekündigten Schneesturm. Mit dem Bummelzug bin ich gefahren, das Gepäck ist noch in Frankfurt, und durch Durlach nach Hause gelaufen – liebe Menschen getroffen, auch meine Freundin. So schön, ja hier bin ich daheim. Zu Hause hat mich eine Lei (Blumenkette) aus Orchideen erwartet (so eine schöne habe ich auf Hawai’i nirgends gesehen) und ein Aloha-Gruß – DANKE Achim – so schön, ICH BIN ZU HAUSE – ALOHA

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„Post aus Hawaii“

„Wir gingen bei Kailua (sprich Ki-lu-ah) an Land, einer kleinen Ansammlung von Grashütten, die unter hohen Kokospalmen schlummerten – es war der schläfrigste, stillste, sonntägliche Ort, den man sich vorstellen kann. Ihr Lebensmüden, die ihr der Arbeit und Sorgen und der verderblichen Unrast der großen, weiten Welt überdrüssig seid und euch nach einem Land sehnt, wo ihr eure matten Hände falten und euer Leben friedlich verschlafen könnt, packt eure Reisetaschen und eilt nach Kailua! Eine Woche dort dürfte selbst den Betrübtesten unter euch heilen.“

Post aus Hawai'i

Das ist nicht von mir – NEIN – aus dem Jahr 1866 – und noch eine weitere kleine Kostprobe:

„Der Ritt von Kailua nach Kealakekua Bay ist ein empfehlenswerter Ausflug. Er führt über ein Hochplateau – ungefähr tausend Fuß über dem Meeresspiegel – und für gewöhnlich rund eine Meile vom Ozean entfernt, der stets in Sichtweite liegt, es sei denn, man durchquert gerade den Wald und reitet inmitten einer tropisch wuchernden Vegetation und dicht wachsenden Bäumen, deren dicke Äste den Weg überragen und Sonne, Meer und alles abschirmen, solange man sich in einem dämmrigen, schattigen Tunnel befindet, der von unsichtbaren Singvögeln heimgesucht wird und vom Duft der Blumen parfümiert ist… Angenehm war es, hin und wieder das brennende Sonnenlicht zu verlassen und in die kühlen, grünen Tiefen dieses Waldes einzudringen und, angeregt durch sein brütendes Zwielicht und sein flüsterndes Laub, in sentimentalen Gedanken zu schwelgen.“

Mark Twain hat seine Erlebnisse auf Hawaii in Tagebuchform zu Papier gebracht. Eine schöne Lektüre, die ich mitgenommen und völlig vergessen hatte. Natürlich hat sich vieles verändert – die Verschlafenheit von Kailua-Kona ist passé, dafür ist sie nach Captain Cook und Honaunau einfach ein bisschen südlicher gezogen. Hier zum Beispiel auf der Paliuli-Farm pfeifen ab 21 Uhr nur noch Vögel oder piepen Frösche (hier sprechen sie eine andere Sprache – sie quaken nicht!). Und auch tagsüber ist es eine friedvolle Idylle, die alle, die hierher kommen, dankbar annehmen.

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Dennoch ist es sehr verwunderlich, wieviele Parallelen es damals zur heutigen Zeit gibt. Wie Mark Twain über Journalisten schreibt oder über Menschen in Machtpositionen, die ihren Möglichkeiten nicht gerecht werden – das klingt heute doch sehr ähnlich. Es war wohl schon immer so und viel hat die Menschheit in den letzten Jahrhunderten dann anscheinend nicht gelernt.

„Wahrlich, welche Kühnheit: ein schwacher, unerfahrener Mann gegen eine Schar hartgesottener Veteranen; unter ihnen große Männer – Männer, die auch an bedeutenderen Schauplätzen … Größe beweisen würden.“ (Mit dieser Einschätzung hatte er sich allerdings geirrt, wie die Geschichte bewies!).

Und was mich auch verwunderte: Es gibt einige Worte, die aus dem Hawaiianischen kommen – Worte, die wir in Deutschland, am anderen Ende der Welt benutzen: „Kanake“, dieses Schimpfwort für Fremdlinge stammt von dem hawaiianischen Wort kanaka , mit dem die polynesischen Ureinwohner tituliert wurden. Eigentlich heißt es übersetzt: MENSCH. Oder das Wort „Tabu“. Auch dieses Wort stammt aus dem Polynesischen Sprachraum, abgeleitet von tapu, „nicht erlaubt“, weil heilig.

Die Farm ist ganz in der Nähe dieser wunderschönen Kealakekua-Bay, ich habe fast 2 Monate gebraucht, um dieses Wort fehlerfrei auszusprechen. Aus Twains Tagebuch habe ich nun erfahren, dass das Wort übersetzt „Pfad der Götter“ heißt. Denn trotz der aufgeklärten, christlichen Erziehung glauben die Hawaiianer, dass der „Große Gott Lono, der einst auf dem Abhang lebte, über diesen Fußweg reist, wenn ihn dringende Geschäfte in himmlischen Angelegenheiten hinunter an die Küste riefen.“ Heute ist diese Bucht vor allem deshalb beliebt, weil sich hier morgens sehr oft die Delfine tümmeln.

Meine Zeit auf der Coffee-Farm neigt sich dem Ende – mit einem weinenden Auge verlasse ich Big Island, um am Donnerstag auf Kauai, der ältesten der Hawaiianischen Inseln zu landen. Eine Insel ohne Vulkan, mit viel Grün, da die regenreichste… Ich bin gespannt, was mich dort erwartet.

Ich werde berichten und schicke ein paar Sonnenstrahlen ins kalte Germany. Aloha, eure Denara

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