… oder eine Gesellschaft verliert ihre Unschuld

Was für ein Osterfest, das die Menschheit im Jahr 2020 erlebt! Kein Mensch im Petersdom, der die Osternacht miterlebt – nur der Papst mit einer Handvoll Schäfchen. Die anderen bleiben zu Hause, weil es so angeordnet ist.  Die meisten sitzen vor der Glotze und lassen sich berieseln, andere meditieren mit Robert Betz vor dem Computer oder nur mit sich allein im stillen Kämmerlein. Wieder andere beschäftigen sich mit Verschwörungstheorien, weil sie verstehen wollen, was gerade geschieht. Schlafen ist wichtig in diesen Zeiten, tief schlafen, um diesen Albtraum zu verarbeiten, der uns überfallen hat. ES IST EIN VIRUS. Er hält uns in den letzten Wochen in Atem und stellt alles auf den Kopf, was vorher Bestand hatte.

Die Welt ist aus den Fugen geraten – und nachdem gestern Abend der deutsche Bundespräsident verkündete: „Nichts wird wieder so sein wie es war!“, erkennt jeder nun das Ausmaß dessen, was gerade geschieht. Oder auch nicht?

Ob und welche Geschichten oder Theorien hinter allem stehen – das sei nun einfach dahin gestellt. Mir persönlich hilft es, wenn mein gesunder Menschenverstand Futter bekommt, denn ständig klingt in meinem Kopf der Satz: „Ich kann das nicht glauben!“ Und deshalb suche ich verzweifelt nach Erklärungen, suche Menschen, mit denen ich mich austauschen kann, ohne belächelt, verhöhnt oder verachtet zu werden. Irgendwann hat sich alles in nur einer Frage verdichtet: „Gibt es die Wahrheit? Die kosmische Wahrheit?“

Als Kind war ich davon überzeugt. Ich war verbunden mit Gott, hielt Zwiesprache mit ihm und ich vergesse niemals, als ich zur Ersten Heiligen Kommunion ging und den Geist spürte, der mich ergriff. Ich erkannte, dass ich ein Kind Gottes bin, beseelt und dankbar mit dem großen Ganzen in Verbindung zu sein. Über die Risse, die meine Verbindung zur katholischen Kirche bekamen, könnte ich mehrere Bücher schreiben. Aber diese Bücher sind schon geschrieben worden. Ich brauche das nicht mehr. Ich bin aus der Kirche ausgetreten, als ich hörte, dass ein Papstbesuch in Deutschland Millionen kostete – ein Papamobil musste gebaut werden. Sollte nicht der höchste Repräsentant Gottes auf Erden von seinem Vater beschützt sein? Müssen Menschen ihn vor der Bestie Mensch beschützen? Lächerlich, so fand ich, dass er Panzerglas zwischen sich und den Menschen brauchte.

Zwischenzeitlich ist mir klar, dass alles – und nicht nur die Kirche – auf Lug und Trug aufgebaut ist. Man kann es auch freundlicher ausdrücken:  „Was nur zählt auf dieser Welt ist Macht und Geld!“ Der Mensch hat zu spuren. Er passt nur in dieses System, wenn er gehorcht und mitmacht. Das kapitalistische System mit immer mehr Wachstum ist nun an seinem Ende angekommen. Oder auch nicht? Man könnte vermuten, dass die Mächtigen die große Sandburg, die die Menschen in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat, gerade einfach zerstört hat und nun wieder alles von vorne losgehen kann. Das wäre eine moderne Art von Krieg. Möglich ist das.

Meine Vision ist, dass die Menschen erkennen, dass nichts so ist wie es scheint. Wo hatte die Seele in diesem System noch ihren Raum? Wo ist Gottvertrauen, wenn wir krank werden? Warum dürfen alte Menschen, wenn sie ein Virus befällt, nicht einfach sterben? Warum meinen wir, dass die Wissenschaft alles besser weiß und uns retten muss? Wir Menschen halten uns für die Krone der Schöpfung, aber vielleicht zeigt uns Corona gerade, dass wir das nicht sind? Wir sind schlicht und einfach Wesen, die die Zeit hier auf Erden in Liebe und Frieden miteinander genießen dürfen. Es wird immer einen Virus geben, der fremd ist – denn das haben Viren so an sich! Sie verändern sich ständig, sie leben mit ihren Wirten und wenn diese gut mit ihnen umgehen, dann tun sie auch nichts. Vielleicht bringen sie eine Krankheit, und heute wissen wir, dass Krankheiten immer auch zur Weiterentwicklung gebraucht werden. Sie bremsen uns aus – und wir erkennen wieder das Wesentliche im Leben: Dass wir froh und dankbar sein dürfen, wenn wir gesund sind. Alles andere wird dann nebensächlich … Wie viele Menschen gelangen zu wahrer Größe durch ihre Erkrankung – sie rühren mich immer zu Tränen. Dann nämlich erkenne ich die Größe, die in einem Menschen stecken kann.

Es gab Covid 18 im Jahr 2018, Covid 19 hat im Jahr 2019 unser Leben auf den Kopf gestellt und den Menschen ihre Vergänglichkeit mit voller Wucht vor Augen geführt. Es wird auch Covid 20 geben und 21 … Ein Leben mit Schutzmasken und ohne Nähe wird armselig werden. Wir können uns auch die Seele aus dem Leib impfen lassen. Was ich nur von ganzem Herzen hoffe, das ist, dass jeder die Freiheit behält, das zu tun, was er für richtig hält. Mögen wir alle in unsere Eigenverantwortung kommen. Vielen tut die Distanz gerade sehr gut, auch mir. Aber es ist eine freigewählte Distanz … und wenn mich ein Virus erwischt, dann werde ich zu Hause bleiben und mich auskurieren.

Wie sagte schon Wilhelm Busch so schön: „Seien wir ehrlich, Leben ist immer lebensgefährlich!“ Morgen schon können wir von einem Auto überrollt werden oder das Herz bleibt einfach stehen, weil es lange genug geschlagen hat. Lasst uns angstfrei dem Leben begegnen und dankbar für die Geschenke, die das Leben bereit hält.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein lichterfülltes Osterfest, eure Denara